Presseinformation 20.11.01
Studie "Lobbyverflechtungen in der deutschen Landwirtschaft" vorgestellt
Am 20.11.01 wurde die von der Gregor Louisoder Umweltstiftung finanzierte Studie "Lobbyverflechtungen in der deutschen Landwirtschaft" der Öffentlichkeit vorgestellt. Die vom Institut für ökologische Wirtschaftsfortschung (IÖW) für den Naturschutzbund Deutschland (NABU) erstellte Untersuchung durchleuchtet am Beispiel der Landwirtschaftskammern sowie der Puten- und Schweinemast Strukturen und Verflechtungen der deutschen Landwirtschaft. In der mit der Studie verbundenen Datenbank "Bauernfunktionäre und ihre Nebenjobs" werden die Verflechtungen von Agrarindustrie, Versicherungs- und Bankenbusiness, Landwirtschaft und Politik exemplarisch aufgezeigt.
Studie und Datenbank sind online unter www.nabu.de abrufbar oder als Broschüre erhältlich.
Statement zur Vorstellung der Studie "Lobbyverflechtungen in der deutschen Landwirtschaft" am 20.11.01 in Berlin
Der "sanfte" Teil der Agrarwende ist mittlerweile gesellschaftlicher Konsens. Stärkere finanzielle Förderung von Öko-Betrieben, Marketingkampagnen für das Biosiegel und mehr Forschung für den Ökolandbau - selbst Lobbyisten, die sich bis vor kurzem als hartnäckige Gegner einer Agrarwende profiliert haben, springen jetzt auf den fahrenden Zug "Ökolandbau" auf. So weit, so gut. Doch was passiert auf den restlichen 50-90 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, und wen interessiert jetzt noch das Schicksal von tierquälerisch gehaltenen Tieren und im Lobbyfilz versickernden Steuermilliarden ? Eigentlich ist doch sowieso alles "öko" - glaubt man den Sonntagsreden von Bauernverbandsvertretern und manchen Politikern, und die Agrarwende überflüssig, seit BSE durch andere Katastrophen oder die Tagespolitik von den Schlagzeilen verdrängt wurde. Das die konventionelle Landwirtschaft unglaubliche Umwelt- und Tierschutzprobleme verursacht, wissen zwar die Insider der Umwelt- und Ökoszene, doch die Masse der Verbraucher glaubt der jahrzehntelang verbreiteten Mär von der "bäuerlichen Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur gesunde Nahrungsmittel produziert".
Warum trotz der "besseren Argumente" in der Vergangenheit Ansätze für eine grundlegende Reform der deutschen Landwirtschaftpolitik immer wieder im Keim erstickt wurden, kann mit Sachargumenten nicht mehr erklärt werden. Daher ist es dringend notwendig, einen Blick auf die sozioökonomischen und politischen Hintergründe der deutschen Landwirtschaft zu werfen und insbesondere die Strukturen aufzudecken, die sich aus verschiedenen Gründen der Agrarwende wiedersetzen.
Die Gregor Louisoder Umweltstiftung freut sich, mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) einen Partner gefunden zu haben, der auch jetzt sein langjähriges Engagement für eine Reform gerade auch der "konventionellen" Landwirtschaft fortsetzt und dabei auch - wo nötig - vor einem Konflikt mit mächtigen Lobbygruppen nicht zurückschreckt. Denn wie wohl in kaum einem anderen Wirtschaftzweig wurde die Landwirtschaftspolitik von gut organisierten Interessenvertretern beeinflusst. Die nun vorliegende, von uns finanzierte Studie soll in allgemeinverständlicher Form und guter graphischer Aufbereitung Licht in das Dunkel der Lobbyvereinigungen der industriellen Landwirtschaft bringen. Außerdem werden am Beispiel der Puten- und Schweinemast Strukturen und Systeme der industriellen Nahrungsmittelproduktion aufgezeigt, die der Agrarwende im Wege stehen.
Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:
Claus Obermeier, Vorstandsvorsitzender
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Tel. 089/54212142
Fax 089/52389335
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