Presseinformation 30.09.01
"Die besten Öko-Küchen Münchens": Preisträger übertreffen alle Erwartungen
Den mit 10000 DM dotierten 1. Preis erhielt Gudrun Huber, Leiterin der Kindertagesstätte an der Waxensteinstrasse - Wettbewerb soll den Einsatz von Ökolebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung fördern
Förderpreise in Höhe von insgesamt 27.500 DM konnten heute im Rahmen des Hoffestes am Gut Riem an 6 Betriebsleiter von Grossküchen bzw. Hotels verliehen werden, die sich außergewöhnlich für die ökologische Landwirtschaft engagiert haben. Die Agrarwende "von unten" vorantreiben - das ist das Ziel des Wettbewerbes, denn so lange die gesetzlichen Rahmenbedingungen keine umwelt- und tierschutzgerechte Landwirtschaft garantieren, ist es dem Engagement einzelnen Verbraucher und Küchenleiter überlassen, mit dem Einsatz von Lebensmitteln aus Ökolandbau für eine verantwortbare Lebensmittelerzeugung zu sorgen. Gerade in der Gemeinschaftsverpflegung könnte ein großer Absatzmarkt für die entsprechenden Lebensmittel entstehen, wenn mehr Küchenleiter dem Beispiel der Preisträger folgen. (Bitte entnehmen Sie Näheres dem Statement zur Preisverleihung)
Alle Erwartungen übertrafen die Bewerbungen, die nach einem von Ökologischen Grossküchenservice (ÖGS) und dem Bund Naturschutz ausgearbeiteten Bewertungsschlüssel beurteilt wurden. Neben dem geforderten Einsatz von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft überzeugten die Preisträger auch durch kompetente Gästeinformation, Qualität des Essens und weitere Umweltschutzmaßnahmen in ihrem Betrieb. (Bitte entnehmen Sie weitere Informationen zu den Preisträgern den Anlagen).
Die Gregor Louisoder Umweltstiftung und der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) riefen die Großküchen im Raum München zur Teilnahme am Wettbewerb "Die besten Öko-Küchen Münchens" auf. Er wurde von der Stiftung ausgeschrieben, um den Anteil ökologischer Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung (z.B. Betriebskantinen, Verpflegungsbetriebe in sozialen Einrichtungen etc.) zu erhöhen. Bewertet wurden vorrangig Häufigkeit und Intensität des Einsatzes ökologischer Lebensmittel. Aber auch andere Aspekte, die zu einer gesunden und abwechslungsreichen Verpflegung oder zum betrieblichen Umweltschutz beitragen, wurden berücksichtigt. Prämiert wird dabei das persönliche Engagement der Betriebsleiter, Grundvoraussetzung für eine glaubwürdigen und effizienten Einsatz von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft.
1. Preisträger:
Frau Gudrun Huber, Städtische Kindertagesstätte in der Waxensteinstraße 57 in München
Zusammen mit einer Teilzeitkraft versorgt Frau Huber täglich etwa 50 Kinder mit einem Mittagessen. Für den Wareneinsatz stehen durchschnittlich 3,60 DM zur Verfügung. Wie in zahlreichen anderen Kindertagesstätten in München und Deutschland handelt es sich bei der Kita-Küche von Frau Huber um eine so genannte Tiefkühlmischküche. Das heißt, die jeweilige Hauptkomponente wird von einem Hersteller von Tiefkühlprodukten angeliefert. Während die Hauptkomponente etwa alle 2 Wochen aus ökologisch erzeugten Zutaten besteht, stammen alle weiteren Zutaten und Speisen, also Salate, Beilagen, Nachtisch und Zwischenverpflegung ausschließlich aus ökologischer Erzeugung und weitgehend aus der Region.
Das von Frau Huber zusammengestellte Speisenangebot ist abwechslungsreich, ausgewogen, kindgerecht und attraktiv, d.h. optimal auf die Zielgruppe abgestimmt. Frischkostsalate gibt es jeden Tag für jedes Kind, mehrmals in der Woche wird vegetarisch gegessen. Auf Süßigkeiten wird konsequent verzichtet. Nachtisch wird überwiegend in Form von Frischobst und Naturjoghurt verabreicht. Durch die pädagogische Begleitung dieses Angebots hat Frau Huber mit ihrem Team erreicht, daß die Kinder die Süßigkeiten nicht vermissen, dafür aber den Salat und das Obst schätzen.
Da Kinder nicht durch Broschüren oder andere Druckmedien über ökologische Qualität aufgeklärt werden können, finden in der Waxensteinstraße Gespräche beim Essen statt, die beispielsweise darüber aufklären, daß die Nudeln deshalb so dunkel sind, weil sie gerade aus dem Urlaub kommen. Auf dem Speiseplan wird mit farbigen Symbolen genau festgehalten, welche Produkte bzw. Komponenten aus ökologischem Landbau stammen. In erster Linie aber werden die Kinder bei der Zubereitung des Essens einbezogen und können dabei direkt Kenntnisse über Qualität und Herkunft "ihres" Essens erfahren. Frau Huber selbst informiert sich regelmäßig durch Messebesuche, Vorträge und Fachzeitschriften über die aktuellen Entwicklungen des ökologischen Angebotes.
Seit vier Jahren nimmt Frau Huber an dem Fifty-Fifty-Programm der Stadt München teil. Mit diesem Programm erhält eine Einrichtung 50 % der eingesparten Kosten für Energie, Wasser und Heizung bar ausbezahlt. Frau Huber hat mit diesem Geld dafür gesorgt, daß eine Solaranlage installiert wird, um weitere Energie zu sparen.
Trotz der geringen Größe ihrer Einrichtung und eines engen fest vorgegebenen Finanzrahmens hat Frau Huber es geschafft, die komplette Zusatzverpflegung und einen wesentlichen Anteil der Hauptverpflegung auf ökologische Lebensmittel umzustellen. Ihr persönliches Engagement ist herausragend und beispielhaft für viele andere Einrichtungen. Angeregt durch die Forderungen von verantwortlichen Kita-Leiterinnen wie Frau Huber, hat schließlich auch das Tiefkühl-Unternehmen apetito Gerichte mit ökologisch erzeugten Zutaten in sein Programm aufgenommen. Das Angebot wächst derzeit kontinuierlich. Diese Multiplikatorwirkung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Wir gratulieren Frau Gudrun Huber zum 1. Preis verbunden mit einem Scheck in Höhe von 10.000,- DM.
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2. Preisträger:
Herr Alfons Schneider und Frau Renate Schneider, Pächter der Kantine im Kassen- und Steueramt der Stadt München
In der städtischen Kantine im Kassen- und Steueramt werden Bedienstete der Stadt München mit einem Mittagessen und Frühstück versorgt. Neben den Eheleuten Schneider arbeiten weitere vier Vollzeitkräfte in Küche und Ausgabe.
Die Verwendung ökologischer und regionaler Produkte spielen bei den Schneiders seit mehreren Jahren eine wichtige Rolle. Rind- und Kalbfleisch, Geflügel, Mehl, Öl und einige andere Produkte stammen vollständig aus ökologischer Erzeugung. Das Schweinefleisch wird einem Landwirt aus der Region bezogen, der zwar (noch) nicht anerkannt ökologisch wirtschaftet aber für seine artgerechte Tierhaltung bekannt ist. Um trotz der zum Teil deutlich höheren Preise für ökologisch erzeugtes Fleisch Öko-Fleisch anbieten zu können, kauft Herr Schneider ganze Tierhälften möglichst direkt beim Landwirt ein. Diese werden von einem Metzger zerlegt und komplett verwertet.
Trotz des umfangreichen Speisenangebotes werden nahezu ausschließlich frische Lebensmittel verarbeitet. Das Speisenangebot ist von einer großen Vielfalt und Abwechslungsreichtum geprägt. Salate und Gemüsegerichte gehören genauso dazu wie mediterrane Gerichte und regionale Spezialitäten.
Da bei den Mitarbeitern seit vielen Jahren kein Wechsel stattgefunden hat, sind alle bestens informiert und motiviert. Die Gäste werden auf dem Speiseplan und mit Ausstellungen und Broschüren über die Herkunft der Produkte informiert. Der Gast weiß also genau von welchem Betrieb sein Fleisch stammt.
Nach Kenntnis der Jury sind Häufigkeit und Intensität des Einsatzes ökologischer Produkte in der Kantine des Kassen- und Steueramtes bisher einmalig für Kantinen öffentlicher Einrichtungen in Deutschland. Ohne wesentlichen Druck von außen und ohne besondere Nachfrage der Gäste sondern ausschließlich aus eigenem Antrieb haben sich Herr und Frau Schneider für die ausschließliche Verwendung von Fleisch aus ökologischer oder zumindest artgerechter Tierhaltung entschieden. Durch den Einkauf von Tierhälften und die Verwendung aller Teilstücke wird nicht nur ein für die Gäste akzeptabler Preis erzielt. Was darüber hinaus beeindruckt, ist die Tatsache, daß die Gäste der Kantine des Kassen- und Steueramtes durchaus bereit sind, für die hohe Qualität des Speisenangebotes tiefer in die Tasche zu greifen als sonst in öffentlichen Einrichtungen in München und anderswo üblich.
Wir gratulieren Herrn Alfons und Frau Renate Schneider zum 2. Preis verbunden mit einem Scheck in Höhe von 7.500,- DM.
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3. Preisträger, Sonderpreise:
3. Preis: Herr Franz Christen, verantwortlich für die Schulküche der Friedel Eder Schule in München
3. Preis: Herr Ernst Stoiber, Küchenleiter der Hoffmann GmbH Qualitätswerkzeuge in Münche
Sonderpreise Hotels / Gaststätten:
Herr Karl und Frau Christine Stay, Hotel Napoleon in Waldmünchen im Bayrischen Wald
Herr Andreas Schwabe, Hotel Schloßgut Oberambach am Starnberger See
Unser Wettbewerb "Die besten Öko-Küchen München" richtete sich zwar vornehmlich an Münchner Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung. Trotzdem haben sich zwei Hotels außerhalb von München beworben.
Nach Durchsicht und Bewertung der ausgefüllten Fragebögen und Anlagen hat sich die Jury entschieden, diese beiden Hotels mit einem Sonderpreis zu belohnen. Warum?
Beide Hotels haben mit jeweils über 400 Punkten die mit Abstand höchsten Gesamtpunktzahlen aller eingereichten Bewerbungen erzielt. Beide Hotels verbinden in hervorragender Weise die Verwendung überwiegend frischer, ökologischer Lebensmittel mit einem Speisenangebot in Spitzenqualität. Durch teilweise persönliche Kontakte mit Bio-Bauern in der Region werden die regionalen Gegebenheiten besonders berücksichtigt, was sich u.a. in einem jeweils umfangreichen Angebot regionaler Spezialitäten zeigt.
Die in beiden Häusern umfangreichen Maßnahmen zur Einsparung von Energie, Wasser und Abfall sollen an dieser Stelle nur erwähnt aber nicht einzeln aufgezählt werden. Die Verwendung von Energiesparlampen gehört genauso dazu wie die Regenwassernutzung und die Stromversorgung mit Rapsöl.
Herr Schwabe vom Schloßgut Oberambach und das Ehepaar Stay vom Hotel Napoleon in Waldmünchen sind offensichtlich nicht nur ökologische Überzeugungstäter sondern auch Genießer par Excellence.
Wir wünschen uns mehr Hotels und Gasthöfe dieser Art und gratulieren beiden Preisträgern zu unserem Sonderpreis in Höhe von je 2.500,- DM.
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Statement der Gregor Louisoder Umweltstiftung zur Preisverleihungdes Wettbewerbes
"Die besten Öko-Küchen Münchens"
30.9.01
Eigentlich ist doch sowieso alles "öko" - glaubt man den Sonntagsreden von Bauernverbandsvertretern und manchen Politikern, und die Agrarwende überflüssig, seit BSE durch andere Katastrophen oder die Tagespolitik von den Schlagzeilen verdrängt wurde. Das die konventionelle Landwirtschaft unglaubliche Umwelt- und Tierschutzprobleme verursacht, wissen zwar die Insider der Umwelt- und Ökoszene, doch die Masse der Verbraucher glaubt der jahrzehntelang verbreiteten Mär von der "bäuerlichen Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur gesunde Nahrungsmittel produziert". Denn bis zum heutigen Tage fehlen weitgehend gesetzliche Standards, die den Verfassungs- und Gesetzesauftrag zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in konkrete Anforderungen an die Landwirtschaft umsetzen. Auch die Preisbildung ist durch umfassende Subventionierung umweltfeindlicher Wirtschaftsformen so verzerrt, dass kein Verbraucher den wirklichen Wert von Lebensmitteln an den Kosten erkennen kann. Daher ist eine umfassende und zügige Agrarwende unverzichtbar . So lange aber die notwendige Reform der Landwirtschaftspolitik noch nicht greift, ist es weiterhin dem Engagement einzelner Verbraucher und Küchenleiter überlassen, mit dem Einsatz von ökologisch erzeugten Lebensmitteln zumindest im Kleinen für eine verantwortbare Lebensmittelproduktion zu sorgen.
Die Gregor Louisoder Umweltstiftung möchte mit der Vergabe von Förderpreisen dieses Engagement unterstützen und so die Agrarwende "von unten" vorantreiben. Wir gratulieren den fünf Preisträgern herzlich zu ihrem Erfolg und dürfen jetzt ihre Preise in Form entsprechender Urkunden und Schecks überreichen. Wir bedanken uns aber besonders auch bei unseren Projektpartnern, dem Bund Naturschutz und dem Ökologischen Grossküchen Service, der auch die nachfolgenden Bewertungen der einzelnen Preisträger vorgenommen hat.
Dipl.-Geogr. Claus Obermeier, Geschäftsführer
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Bewertungsgrundlagen:
Ziel unseres Wettbewerbes ist es, die ökologischen Aktivitäten in der Gemeinschaftsverpflegung, z.B. in Betriebskantinen, Krankenhäusern und anderen Großküchen zu fördern und die Verantwortlichen der besten Betriebe zu prämieren.
Bewertet wurden vorrangig Häufigkeit und Intensität des Einsatzes ökologischer Lebensmittel. Aber auch andere Aspekte, die zu einer gesunden und abwechslungsreichen Verpflegung beitragen wurden berücksichtigt.
Um eine möglichst objektive Bewertung der eingegangen Bewerbungen zu ermöglichen, wurde mit der fachlichen Unterstützung des ÖGS - Ökologischer Großküchen Service aus Frankfurt am Main ein Bewertungsschlüssel erarbeitet, der sich in 5 Bereiche gliedert:
- Die Qualität des Einkaufs, z. B. hinsichtlich des Anteils regionaler und ökologischer Produkte (50 % der Gesamtbewertung). Wichtigster Aspekt hierbei der Anteil ökologisch erzeugter Produkte am Gesamteinkauf.
- Die Qualität der eingesetzten Produkte und des Speisenangebotes insgesamt (25 % der Gesamtbewertung). Hier geht es u.a. um die Häufigkeit des Angebotes von Salaten, vegetarischen Gerichten aber auch um die Verwendung weniger sinnvoller Produkte wie Glutamat oder Fertigsoßen.
- Die Kommunikation mit Gästen und Mitarbeitern (15 % der Gesamtbewertung). Tue Gutes und rede darüber. Unter diesem Motto wurde bewertet wie über die Öko-Aktivitäten informiert wird.
- Sonstige ökologische Maßnahmen (8 % der Gesamtbewertung).
Neben der Verwendung ökologischer Lebensmittel wurden weitere ökologische Maßnahmen wie die Einsparung von Energie und Wasser und abfallvermeidende Maßnahmen bewertet. - Gesamteindruck der Bewerbung (2 % der Gesamtbewertung).
Insgesamt konnten 420 Punkte erreicht werden.
Bei gleicher oder nahezu gleicher Punktzahl wurde von der Jury das persönliche Engagement der Verantwortlichen bei der Bewertung berücksichtigt.
Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:
Claus Obermeier, Vorstandsvorsitzender
Email info@umweltstiftung.com
Tel. 089/54212142
Fax 089/52389335
Ihr Ansprechpartner für Bund Naturschutz e.V.:
Elisabeth Peters, Tel. 089/52315153
Bildservice:
Auf Anforderung schicken wir Ihnen gerne Bildmaterial von der Preisverleihung.
Anlagen:
Bewertung des 1. Preises
Bewertung des 2. Preises
Informationen zu den weiteren Preisträgern (3. Preise, Sonderpreise)
Statement der Gregor Louisoder Umweltstiftung zur Preisverleihung
Bewertungsgrundlagen
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