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Förderpreise für drei Nachwuchswissenschaftler

Die Förderpreise sollen die Bearbeitung von Natur- und Umweltschutzthemen fördern - Diplomarbeiten werden mit je 5000 Euro prämiert

München, 23.1.04. Heute wurden zum zweiten Mal die neuen Förderpreise Wissenschaft der Gregor Louisoder Umweltstiftung für Studenten in umwelt- bzw. naturschutzrelevanten Studiengängen verliehen. Jeweils 5000 Euro Fördersumme erhielten die Verfasser der ausgezeichneten Diplomarbeiten Anne Schierenberg, Klemens Karkow und Holger Loritz im Rahmen der Preisverleihung. Bernd Louisoder, Stiftungsratsvorsitzender, würdigte bei der Laudatio im Nymphenburgzimmer (Eden Hotel Wolff, München) besonders das persönliche Engagement der Nachwuchswissenschaftler.

Mit den "Förderpreisen Wissenschaft" will die Stiftung Nachwuchswissenschaftler ermutigen, gerade auch Themen und Problemfelder zu bearbeiten, die nicht automatisch eine Industriekarriere oder Begeisterung bei potentiellen Arbeitgebern in der Verwaltung versprechen. "Gerade der Natur- und Umweltschutz braucht in Zukunft mehr denn je qualifizierte und engagierte Wissenschaftler, die nicht nur auf eine möglichst schnelle Karriere in der Industrie starren, sondern sich für eine nachhaltige und ökologische Entwicklung engagieren. Der Grundstein dafür wird spätestens bei der Wahl des Diplomarbeitsthemas gelegt", so Claus Obermeier, Vorstand der Stiftung bei der Vorstellung der Preisträger. Im einzelnen werden die Förderpreise für Abschlussarbeiten in den Studienschwerpunkten Raum-, Stadt- und Verkehrsplanung, Biologie, Geografie, Forst- und Agrarwissenschaften sowie Volkswirtschaft vergeben, weitere Informationen enthält die Ausschreibung (www.umweltstiftung.com >Förderpreise). Die Jury bestand aus Dr. Manuel Schneider (Projektbüro make sense), Dipl. Kaufmann Bernd Louisoder (Stiftungsratsvorsitzender) und Dipl. Geograph Claus Obermeier (Vorstandsvorsitzender).

Weitere Informationen zur Gregor Louisoder Umweltstiftung

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Klemens Karkow :

Wertschätzung von Besuchern der Erholungslandschaft Groß Zicker auf Rügen für naturschutzgerecht genutzte Ackerstandorte in Deutschland

(Diplomarbeit, Studiengang Landschaftsökologie und Naturschutz Uni Greifwald)

Alles hat seinen Preis - auch die Schönheit und der Artenreichtum einer Landschaft. Wie aber sieht es aus mit der Zahlungsbereitschaft? Wie viel ist die Gesellschaft bzw. jeder einzelne bereit, für den Erhalt der Artenvielfalt und eine naturschutzkonforme Landnutzung auszugeben? Die von Klemens Karkow an der Universität Greifswald angefertigte Diplomarbeit versucht auf diese abstrakten und grundsätzlichen Fragen eine konkrete Antwort zu geben.

Oftmals sind es gerade die ertragsschwachen Standorte, denen ein hoher Naturschutzwert und landschaftsästhetischer Reiz zukommt. Durch die Aufgabe der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ist ein weiterer Artenrückgang v.a. bei Ackerwildkräutern zu befürchten. Wie lässt sich verhindern, dass angesichts einer zunehmenden Weltmarktorientierung der Landwirtschaft die Bewirtschaftung auch auf solchen Flächen beibehalten wird? Ein möglicher Weg, der zur Zeit in Brüssel und Berlin viel diskutiert wird, ist die Kopplung der landwirtschaftlichen Direktzahlungen an ökologische Leistungen. Nur, zu welchem Preis? Welche Wertschätzung innerhalb der Bevölkerung kann die Politik bei der Gestaltung von Förderstrategien als gegeben voraussetzen?

Die Arbeit versucht dieser Frage an einem konkreten Beispiel nachzugehen: Auf Rügen wurden 150 Urlauber nach ihrer Wertschätzung für derlei Ackerstandorte befragt, und zwar vis-à-vis eines besonders blütenreichen Ackers. Sie wurden über die landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen informiert, die eine solche Ackerflora erst möglich machen. Konkret wurde nach der Zahlungsbereitschaft der Urlauber gefragt, wenn es darum ginge, auf zehn Prozent der Ackerstandorte in Deutschland eine vergleichbare naturschutzgerechte Nutzung zu erhalten. Die Bewirtschaftung eines solch geringen Prozentsatzes an Fläche, die ohne den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet wird, könnte nach Ansicht von Fachleuten ein Biotopnetz schaffen, das den Erhalt der meisten seltenen Ackerwildkräuter gewährleisten würde.

Das Ergebnis der Befragung überrascht: Die ermittelte Zahlungsbereitschaft (44 Euro pro Haushalt als Mittelwert aller Befragten) übersteigt bei weitem den Bedarf für die Finanzierung einer naturschutzgerechten Bewirtschaftung, der lediglich bei elf Euro pro Haushalt und Jahr läge. Das bedeutet, dass die Nachfrage in der Bevölkerung die Kosten für die Vergütung einer extensiven, naturschutzgerechten Landnutzung problemlos abdecken könnte - zumindest rein rechnerisch (denn wie ein solcher Finanztransfer konkret aussehen könnte, wird in der Arbeit von Klemens Karkow nicht näher untersucht).

Die Methodik, die der Autor in seiner Diplomarbeit anwendet, ist innovativ und erweist sich als durchaus geeignet, die Wertschätzung nicht-marktfähiger Öffentlicher Güter zu monetarisieren. Angewendet wurde die sog. "Contingent-Valuation-Methode", mit deren Hilfe die Zahlungsbereitschaft für Natur- und Umweltgüter erfasst werden kann. Hierbei werden Personen in einer hypothetischen Entscheidungssituation nach ihrer Wertschätzung für ein öffentliches Gut befragt. Die Methode wurde vom Verfasser erstmalig für Ackerstandorte genutzt.

Die Ergebnisse der Arbeit sind zwar nicht unmittelbar (naturschutz-)politisch umzusetzen, die gut und leicht verständlich geschriebene Diplomarbeit belegt jedoch, wie hoch die grundsätzliche Zahlungsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung für eine naturschutzgerechte Landwirtschaft ist. Die Studie bearbeitet methodisch ein wichtiges Thema, nämlich monetäre Bewertung von Naturgütern, und ist geschrieben vor dem Hintergrund aktueller agrarpolitischer Weichenstellungen. Sie erzielt gut nachvollziehbare und methodisch gesicherte Ergebnisse, die von hoher politischer Relevanz sein könnten. Die Studie ist an der Schnittstelle von Landwirtschaft und Naturschutz angesiedelt und zeigt auf, dass auch unter verschärften weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine naturschutzgerechte Form der Landnutzung von der Mehrzahl der Bevölkerung gewünscht ist und honoriert würde.

Holger Loritz:

Habitatqualität und Landnutzungsdynamik am Beispiel des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings im Queichtal bei Landau (Pfalz)

(Diplomarbeit, Institut für Landschaftsökologie, Universität Münster, 2003)

Auch in dieser zweiten, mit einem Förderpreis ausgezeichneten Diplomarbeit geht es um die Nutzung ertragsarmer Standorte und die Kopplung von Landwirtschaft und Naturschutz. Nicht nur die Intensivierung in der Landwirtschaft, auch die Aufgabe ehemals extensiv genutzter Landwirtschaftsflächen hat zu großen Veränderungen in den Kulturlandschaften Mitteleuropas geführt. Mit dem Landschaftsbild verändert sich auch die Qualität der Landschaft als Lebensraum von Pflanzen und Tieren. Dabei ist extensiv genutztes Grünland besonders gefährdet, aufgrund ständig wachsender ökonomischer Produktivitätserwartungen als landwirtschaftliche Nutzfläche aufgegeben zu werden. Dies führt unweigerlich zu Lebensraumverlusten und einer zunehmenden Fragmentierung der Habitate von Pflanzen und Tieren.

Die an der Universität Münster erstellte Diplomarbeit von Holger Loritz untersucht den Einfluss der Landnutzungsdynamik auf die Qualität der Habitate des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, eines Tagfalters, der als besonders gefährdet gilt und in die Rote Liste aufgenommen wurde. Der Hauptlebensraum dieses Schmetterlings (mesophiles Grünland) besteht nur dann, wenn die Vegetation durch Eingriffe wie Mahd oder Beweidung regelmäßig gestört wird. Somit spielt die menschliche Landnutzung eine zentrale Rolle für den Fortbestand des untersuchten Tagfalters.

Auf einer Fläche von 66 km2 bei Landau (Pfalz) wurde das Vorkommen der Wirtspflanze des Falters (Großer Wiesenknopf) flächendeckend und über einen Zeitraum von dreieinhalb Monaten erfasst. Der Blühzeitraum der Wirtspflanze hängt direkt von Zeitraum und der Frequenz der "Störung" bzw. Nutzung (i.d.R.: Mahd) ab. Dadurch wird wiederum das Habitat und Vorkommen des Bläulings beeinflusst. Ein besonderes Ergebnis der Arbeit ist der Nachweis, dass der Bläuling bevorzugt kleinere Flächen mit geringerer Störungsfrequenz und -intensität besiedelt, während die Wirtspflanze größere Flächen mit höherer Störungsfrequenz und -intensität bevorzugt. Umso entscheidender ist daher der Zeitpunkt der "Störung" (Mahd). Die Arbeit untersucht detailliert die Eignung der verschiedenen Landnutzungstypen (Brache, Mähweide, Weide) als Habitate für den Bläuling und entwickelt ansatzhaft bestimmte Nutzungsauflagen.

Die Diplomarbeit besticht durch ihr methodisch sehr reflektiertes Vorgehen (etwa bei der Entwicklung der verschiedenen Klassifizierungsschemata und bei den Felderfassungen). Die Studie ist sehr klar aufgebaut und von wissenschaftlich hohem Niveau. Aus den Ergebnissen lassen sich erste praxisrelevante Rückschlüsse für ein Weidemanagement bzw. die Optimierung der Mahd-Zeitpunkte ableiten. Auch wenn noch weitergehende Untersuchungen der verschiedenen Habitateinflüsse erforderlich sind, bietet die Arbeit ein solides wissenschaftliches Fundament, um die Landnutzung den Habitatansprüchen des vom Aussterben bedrohten Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings anzupassen.

Anne Schierenberg:

Ehrenamtliches Engagement in Großschutzgebieten
Konzeption zur Integration von Freiwilligen in die Arbeit der Naturwacht Brandenburg

(Diplomarbeit, Institut für Landschafts- und Umweltplanung der TU Berlin 2003)

Die Betreuung von Naturschutzgebieten ist arbeitsintensiv und angesichts der prekären Lage der öffentlichen Haushalte zunehmend gefährdet. Umso wichtiger wäre es, die durchaus vorhandene Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger für ein freiwilliges und ehrenamtliches Engagement im Bereich des Naturschutzes zu nutzen. Während man in den US-amerikanischen Nationalparks sowie in Großbritannien auf eine langjährige und durchweg erfolgreiche Integration von Freiwilligen ("volunteers") bei der Betreuung von Großschutzgebieten zurückblicken kann, wurde dieses Potenzial in Deutschland bislang kaum genutzt. In deutschen Naturschutzgebieten fehlen in der Regel die nötigen Strukturen, um ehrenamtliches Engagement sinnvoll mit hauptamtlicher Naturschutzarbeit zu kombinieren.

Mit der vorliegenden Diplomarbeit von Anne Schierenberg, die an der Technischen Universität Berlin angefertigt wurde, liegt erstmals eine systematische Untersuchung zu diesem Thema vor. Am Beispiel der Naturwacht Brandenburg, der die Betreuung der 15 Brandenburger Großgebieten obliegt, geht die Arbeit der Frage nach, wie man auch hierzulande ein naturschutzbezogenes Ehrenamt ohne Vereins- und Behördenbindung etablieren und in die bestehende Naturschutzarbeit in Großschutzgebieten integrieren kann. Zu diesem Zweck wurde zunächst der Status quo innerhalb der Naturwacht Brandenburg erhoben, und zwar mittels Auswertung vorliegender Behördendaten, der Befragung von Betroffenen beider Seiten (Freiwillige und Hauptamtliche) sowie durch die Durchführung und Auswertung zweier Workshops. Auf dieser Basis entwickelt die Autorin konkrete Vorschläge, wie durch organisatorische und strukturelle Veränderungen die Kooperation mit Freiwilligen innerhalb der Naturwacht Brandenburg verbessert werden kann.

Die Arbeit ist in hohem Maße an der Umsetzung der Ergebnisse orientiert, indem sie konkrete Arbeitshilfen für den Aufbau eines Freiwilligenprogramms erstellt. Seit April 2003 läuft ein Projekt zur Integration von Freiwilligen in die Arbeit der "Naturwacht Brandenburg", an dem Anne Schierenberg mitarbeitet. Sollten die Erfahrungen in der Naturwacht Brandenburg positiv verlaufen, wäre eine Übertragung der Projektidee auf andere Bundesländer denkbar und wünschenswert. Die Studie hat daher nicht nur regionale Relevanz. Sie greift vielmehr ein Thema auf, das für den Fortbestand einer qualifizierten Naturschutzarbeit in den Großschutzgebieten Deutschlands von wachsender Bedeutung sein wird.