Weltenburger Enge: Naturschützer begrüßen geplante NSG-Sicherstellungsanordnung der Regierung Niederbayern gegenüber den Staatsforsten und fordern zudem sofortige Ausweisung als nutzungsfreier Naturwald gemäß §12a Waldgesetz – Umweltministerium muss Führung der Debatte übernehme

Exzessiver Holzeinschlag durch die Staatsforste in Naturschutzgebiet und Kernbereich der Weltenburger Enge muss Vergangenheit sein – Argumentation der Staatsforste naturschutzfachlich nicht nachvollziehbar und irreführend

Zumeldung zum BR-Filmbeitrag „Holzwirtschafts vs. Naturschutz“.

München, 5.3.2020. Zur aktuellen Debatte um massive Fällungen von Buchen und Eichen in den Naturschutzgebieten rund um die Weltenburger Enge sowie der als Notmaßnahme der Naturschutzbehörden (Regierung Niederbayern) geplanten einstweiligen Sicherstellungsanordnung gegenüber den Staatsforsten nehmen wir wie folgt Stellung:

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung und GLUS-Vertreter im bundesweiten Netzwerk "Wildnis in Deutschland": "Mit der Sicherstellung eines echten Wald-Naturschutzgebietes ohne forstwirtschaftliche Eingriffe kann sich Bayern an die Spitze der bundesweiten Naturwaldbewegung setzen und ein Leuchtturmprojekt des Naturschutzes schaffen sowie den jetzigen Naturfrevel im Gebiet beenden. Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Naturschutzbehörden jetzt ihre gesetzlichen Aufgaben zum Gebietsschutz umfassend wahrnehmen und fordern für die Staatswaldbereiche eine Ausweisung als Naturwald“.

Dazu Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender LBV: „Wir bezweifeln nicht, dass die Bayerischen Staatsforsten auf ihren Flächen, außerhalb von Schutzgebieten, ordnungsgemäß und anständig arbeiten. Wir behaupten nicht, dass an der Weltenburger Enge illegal gehandelt wurde. Waldschutzgebiete müssen aber einfach anders behandelt werden, als Wälder außerhalb von Schutzgebieten. Außerdem ist es einfach unsensibel und unnötig, in einem Naturschutzgebiet Bäume zu fällen, während die Schutzgebietsverordnung aktualisiert und in unmittelbarer Nähe ein Nationales Naturdenkmal ausgewiesen wird.“

Martin Geilhufe, BUND Naturschutz Landesbeauftragter:„Der Vorfall macht zweierlei deutlich: von den Staatswäldern an der Weltenburger Enge muss ein deutlich größerer Naturwaldbereich geschützt werden, weil sie wie nur ganz wenige andere Wälder in Bayern für einen größeren Naturwald über 1000 Hektar geeignet sind. Zum anderen braucht es klarere Regeln für die Waldnutzung in der Klimakrise. Es darf nicht sein, dass Ministerpräsident Markus Söder einen Klimawald verspricht und die Staatsforsten aber naturnahe Wälder in Naturschutzgebieten so stark nutzen, dass das Waldklima beeinträchtigt wird. Der Einschlag der dicksten Buchen im großen Stil und sogar von Totholz sollte in Naturschutzgebieten Tabu sein. Das ist schädlich für die Klimaschutzfunktion der Wälder und für die Artenvielfalt.“

Die von BAYSF-Förstern im Filmbeitrag vorgebrachten Argumentationen sind bereits auf den ersten Blick naturschutzfachlich unsinnig und irreführend. Ein Vergleich mit der Landschaftspflege im Offenland ist fachlich nicht nachvollziehbar und dient nur der Rechtfertigung massiver Holzernte. Mit massivem Einschlag von Buchen und Eichen sowie von Biotopbäumen im Naturschutzgebiet auf die Förderung der Artenvielfalt zu verweisen, ist Irreführung der Öffentlichkeit.

Dazu Volker Oppermann, Greenpeace Bayern: "In den beiden Naturschutzgebieten "Hirschberg und Altmühlleiten" sowie"Weltenburger Enge" mit zusammen knapp 1.000 ha sind heute lt. den Naturschutzgebietsverordnungen forstliche Nutzungen erlaubt. Bislang sind in diesem Bereich nur sehr kleine Naturwaldreservate, mit zusammen weniger als 150 ha als echte Naturwälder ausgewiesen. Daher ist zusätzlich auch ein echtes Waldschutzgebiet ohne forstwirtschaftliche Nutzung zwingend erforderlich. 1.000 ha Gesamtfläche sind das Mindestmaß für uns".

Ziel des Naturschutzes ist dort der Erhalt eines repräsentativen Ausschnitts der südlichen Frankenalb am Zusammenfluss von Altmühl und Donau mit seinen ausgedehnten naturnahen Buchen- und Laubmischwäldern, Talflanken mit Felsheide-Komplexen und Steilhang- und Schluchtwäldern sowie dem Durchbruchstal der Donau mit der freien Fließstrecke der Donau. Ein Großteil der Zielarten des Naturschutzes ist dort direkt oder indirekt auf Totholz, insbesondere auf stehendes und liegendes, stark dimensioniertes Totholz, sowie auf Höhlen- und Biotopbäumen als Lebensraum angewiesen. Daher müssen die Staatswälder in einem noch genau zu konkretisierenden Bereich aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen werden, wie es auch der Koalitionsvertrag CSU-FW für 10 Prozent der Staatswälder vorsieht.

Damit entfallen auch diverse fortwirtschaftliche Eingriffe wie engmaschige Rückegassen mit Boden- und Biotopschädigung sowie Blockade der Wanderwege in diesem Bereich.


Ansprechpartner für Rückfragen und Interviews:

Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung
claus.obermeier@umweltstiftung.com
Telefon: 089/54212142

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