Systematische Luchstötungen im Bayerischen Wald:

Viele Entwicklungsländer sind im Kampf gegen Naturschutzkriminalität besser

Bayern muss Quantensprung bei der Verfolgung und Prävention von Naturschutzkriminalität machen – Hochkarätig besetzte Fachtagung im „Haus zur Wildnis“ im Nationalpark Bayerischer Wald soll neue Projekte und Lösungsmöglichkeiten ausarbeiten – Öffentliche Abendveranstaltung

Schon wieder krasser Fall von Naturschutzkriminalität – viele Entwicklungsländer sind besser


Wieder sind tote Luchse im Bayerischen Wald gefunden worden, zumindest Teile davon. Um Christi Himmelfahrt entdeckte ein Mitarbeiter des dortigen Luchsprojektes vier abgetrennte Luchspfoten in der Nähe von Fotofallen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Pfoten absichtlich dort platziert wurden. Ob die Tiere aus Bayern stammen muss ein Gentest zeigen. Sicher ist: die Täter befürchten keine ernsthafte Strafverfolgung und Verurteilung.

Der Bayerische Wald wird von Wildtierbiologen als „Bermudadreieck“ bezeichnet. Regelmäßig verschwinden Luchse, die eigentlich ein Revier besetzt haben und danach auch standortstreu sind. Naturgemäß werden diese Reviere wieder von neuen Luchsen besetzt. Viele Luchse verschwinden spurlos, andere werden zufällig entdeckt. Im aktuellen Fall darf man von einem gezielten Auslegen ausgehen. Deutlicher kann man die Behörden und Ministerien nicht auf ihren Rückstand hinweisen: seit Jahren fordern Naturschutzverbände eine geeignete Struktur um derartige Fälle von Naturschutzkriminalität aufzuklären. Dafür sind gezielt ausgebildete Beamte notwendig, die die Fundorte als das behandeln was sie sind: Tatorte an denen kriminologisch Spuren gesichert und dokumentiert werden müssen. Zurzeit machen unklare Zuständigkeiten, fehlende Strukturen und mangelhafte Personalausstattung eine Aufklärung derartiger Straftaten sehr unwahrscheinlich.

Während für Afrika und Asien Millionen Euro in sehr erfolgreiche Projekte gegen Wilderei, Naturschutzkriminalität und Jagdverstöße fließen, sind das in Deutschland immer noch Tabuthemen. Fast wöchentlich tauchen Meldungen über erschossene Wölfe und Luchse, vergiftete Greifvögel oder verbotene Fallen auf - es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Claus Obermeier, Vorstand der Stiftung: „Die bayerische Politik muss Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt finden. Es ist ein Skandal, wenn in Bayern vom Aussterben bedrohte Arten wie der Luchs wieder ausgerottet werden, während wir gleichzeitig von den viel ärmeren Ländern in Afrika und Asien gigantische Anstrengungen und wirtschaftliche Einbußen zum Schutz der Natur einfordern.“

Umfangreiche Hintergrundinfos: http://www.umweltstiftung.com/projekte/bayern-wild/ehrensache.html

Tagung Naturschutzkriminalität im Bayerischen Wald

Bei dieser geschlossenen Tagung diskutieren Experten über das Problem und die Lösungsmöglichkeiten. Mit Exkursion in das „Bayerische Bermudadreieck“ in dem immer wieder Luchse erschossen oder vergiftet werden. Das öffentliche Abendprogramm beginnt am 19. September um 18:30 Uhr. Es besteht aus folgenden Vorträgen:

  • Bayern Wild – Eine Kampagne für Wolf und Luchsen Bayern
  • Fräulein Brehms Tierleben Lynx lynx
  • Tatort Luchswald – Auf Spurensuche

Weitere Infos: http://www.umweltstiftung.com/aktuelles/veranstaltungen.html

Bündnis Unser Luchs – Petition Ehrensache – Naturschutzkriminalität stoppen
Das Bündnis „Unser Luchs“ hat in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Landtagspetition „Ehrensache – Naturschutzkriminalität“ die Situation in Bayern, den Handlungsbedarf und insbesondere die Umfangreichen strukturellen und organisatorischen Defizite bei den bayerischen Behörden dokumentiert. Nach dem Fall der erschossenen Luchsin im Bayerischen Wald gründete sich 2013 das Aktionsbündnis „Unser Luchs“, unterstützt durch BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV), Ökologischer Jagdverein Bayern e.V. (ÖJV), Nationalparkpartner Bayerischer Wald e.V., WWF Deutschland, Verein zum Schutz der Bergwelt, Gregor Louisoder Umweltstiftung.

Die Forderungen sind:

  • Einrichtung einer fachkundigen, regional unabhängigen Ermittlungseinheit
  • Strikte Strafverfolgung adäquat zum Schutzstatus und den gesetzlichen Vorgaben
  • Durchgängig strukturierter Informationsfluss zwischen einzelne Organen
  • Kooperative Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Interessenverbänden um Verdachtsfälle rechtzeitig zu erkennen
  • Dokumentation von Verdachtsfällen und Ermittlungsergebnissen und deren Veröffentlichung
  • Öffentlichkeitsarbeit und Information zu Gesetzeslage, Naturschutzrelevanz, Gefährdung und Meldeverfahren

Umfangreiche Dokumentation dazu: http://www.umweltstiftung.com/projekte/bayern-wild/ehrensache.html


Weitere Informationen:
Die ausführliche Stellungnahme und Hintergrundinfos unter www.bayern-wild.de .


Ihr Ansprechpartner für Rückfragen:

Ansprechpartner für Rückfragen: Stefanie Jäger, Projektstelle Bayern wild: stefanie.jaeger@umweltstiftung.com , Tel. 089/54212142

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